15.02.2016: Schloss und Schlossgarten einmalige Chance für Stadtentwicklung
Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger in gesonderter Veranstaltung umfassend informiert.
Wächtersbach. "Der Schlossgarten, das Schloss mit Café-Restaurant und Biergarten, Schloss-Saal und Keramik-Museum wird die Altstadt beleben und mit zu einer attraktiven Altstadtentwicklung beitragen“, ist sich Bürgermeister Andreas Weiher sicher. "Dass dazu die Stadtverwaltung mit in das Schloss einzieht, ist entscheidend für die Möglichkeit der nachhaltigen Sanierung und die Förderfähigkeit durch Bund und Land", so auch Architekt von Soden, in der gut besuchten Bürgerversammlung letzte Woche. Zu dieser hatte Stadtverordnetenvorsteher Gerhard Koch in die Heinrich-Heldmann-Halle eingeladen, nachdem das
Stadtparlament mit 24 Ja- und 7 Nein-Stimmen bei 3 Enthaltungen den Beschluss zum Erwerb des gesamten Schlossgartenareals einschließlich aller Gebäude und Vorleistungen für 2,83 Mio. Euro zu kaufen.
Zunächst führte Gerhard Jahn, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins, informativ und humorvoll in den Abend ein. Gerhard Jahn erinnerte an die Entstehung und Bedeutung des Schlosses und seine wechselvolle Geschichte. Das Schloss sei die „Geburtsstätte Wächtersbachs“ – ohne Schloss kein Wächtersbach.
Bürgermeister Andreas Weiher hatte eine umfassende Präsentation mitgebracht – mit dem eindrucksvollen Bildmaterial zeigte er die Veränderungen der vergangenen drei Jahre zusammen, die bereits ganz deutlich im Gebäudeinneren zu sehen sind. Er nannte es „einen Glücksfall“, dass die Konzernleitung Globus, Familie Bruch das Objekt kaufte und unverzüglich und in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit Bürgermeister Weiher handelte: der weitere Gebäudeverfall konnte gestoppt werden, nach der Entrümpelung und Entkernung konnte die fachmännische Trockenlegung veranlasst werden. Das versierte Architekturbüro wurde unter Vertrag genommen, welches wissenschaftliche und archäologische Untersuchungen veranlasste und darauf aufbauend eine Raumbeplanung und Nutzungskonzept erarbeitete.
Parallel zu diesen Vertragsverhandlungen kristallisierte sich heraus, dass es juristisch und auch finanziell besser sei, das Schloss bereits jetzt und nicht erst nach Beendigung der gesamten Sanierungsmaßnahmen zu kaufen. Allein eine halbe Mio. Euro Grunderwerbssteuer sei dadurch zu sparen. In einer Kostenübersicht rechnete Bürgermeister Weiher vor, dass anhand der dezidierten Vorplanung mit 12 Mio. Euro Gesamtkosten - einschließlich Kauf - gerechnet werden müsse. Dies könne sich die Stadt dank solider Haushaltsführung und des historisch niedrigen Zinsniveaus leisten. Zudem spare die Stadt Sanierungsaufwand in Millionenhöhe für das alte Rathaus und erhalte dafür noch 765.000 Euro nach Umzug in das Schloss. Mit einer weiteren Entlastung sei durch Steuer- und Fördermöglichkeiten, die noch nicht zu beziffern seien, zu rechnen. BGM Weiher dankte ausdrücklich allen Stadtverordneten, die dem Schlosskauf zugestimmt hätten „Sie haben Verantwortung für Wächtersbach gezeigt“.
BGM Weiher ging abschließend auf Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt – ausgehend vom Schloss – ein. Er zeigte eine Studie zur möglichen Bebauung des Brauereigeländes sowie eine noch von den Stadtverordneten noch zu beschließende „Förderkulisse“ für das Programm „Stadtumbau Hessen“.
Architekt Alfred Graf von Soden informierte aus seinem Arbeitsbereich umfassend über die gesamte Bestandserfassung, die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Familie Bruch, der Stadt und dem Denkmalschutz. Er ging auf die wissenschaftlichen Untersuchungen und die Planungsleistungen ein; bis hin zu einem drei Ordner umfassendes Raumbuch. "Ein Schatzkästlein" stelle das Schloss dar, auf das sich die Bürger/innen freuen könnten. Der Bauzeitenplan sieht vor, dass nach der für den Sommer avisierten Baugenehmigung eine dreijährige Bau- und Sanierungsphase folgt und danach das Schloss fertig gestellt ist.
Nach den rund zwei Stunden andauernden Informationen, denen die vielen Zuschauer mit großer Spannung folgten, ging es in die Fragerunde. Zahlreiche interessierte Fragen der Bürger/innen wurden gestellt – auch von den Stadtverordneten, welche dem Beschlussvorschlag in der Parlamentssitzung nicht zugestimmt hatten. Dazu meldete sich Stadtrat Jürgen Hager und richtete sein emotionales Plädoyer für das Projekt an die Versammlung. Er als gebürtiger Dresdner wisse ganz besonders um die Bedeutung der Kultur und ihrer Denkmäler in Deutschland. Angesichts der sehr guten Vorbereitung und der Chancen für die Stadt stehe er vorbehaltlos hinter der Umsetzung der von BGM Weiher aufgezeigten Planungen: „Eine riesen Chance sei dies für Wächtersbach, die man am Schopf packen muss“.